Der
Pulp-Fiction Autor Paul Chadwick ist heute vor allem noch bekannt als
Mitbegründer der modernen Spionage- und Super-Hero-Genres. Er erfand
die beliebte Pulp-Roman-Serie „Secret Agent X“, die viele Züge
von James Bond vorwegnimmt, und schrieb 15 der 41 Romane selbst. Doch
Chadwick war auch der Erfinder einer sonderbaren literarischen Figur,
die sowohl in der Horror- und wie in der SF-Literatur ein
Außenseiterdasein führt: Sein Journalist und Privatdetektiv Wade
Hammond gehört irgendwie allen beiden Genres an, passt aber
nirgendwo so richtig hin. Er ist kein echter Okkult-Detektiv, weil er
seine Aufgabe gerade darin sieht, das Natürliche in scheinbar
übernatürlichen Verbrechen zu finden. Meist handelt es sich um
perfide und ekelhafte Erfindungen mieser, zynischer Genies. Damit
aber wurde er in den 1930er Jahren auch zu einem Outcast der
Science-Fiction-Fans. Das Bild der SF war im großen und ganzen
positiv, der technische Fortschritt selbst war begrüßenswert, auch
wenn er mitunter auch von wahnsinnigen Wissenschaftlern missbraucht
wurde. Konsequent dystopische SF-Autoren wie David H. Keller blieben
die Ausnahme und wurden wegen ihrer düsteren Weltsicht auch eher dem
Horror-Genre zugerechnet.
In
Wade Hammonds Welt sind neue Erfindungen eine echte Bedrohung, und
sie werden in der Regel nicht von Wahnsinnigen, sondern sehr klugen
und sinistren Figuren eingesetzt.
Der
sonderbare Akte-X-Touch der Wade-Hammond-Geschichten ist auch heute
noch reizvoll, die Stories sind temporeich und entwickeln oft eine
erstaunlich modern anmutende beklemmende Atmosphäre.
Allerdings
leiden sie auch unter der typischen Schwäche der
Pulp-Tagesproduktion. Hastig fabriziert und nie für eine Anthologie
überarbeitet, haben sie zuweilen Logiklöcher und kleinere
Unstimmigkeiten im Handlungsablauf, so schön die Twists und so
charmant die lakonische Hard-Boiled-Sprache der Texte auch sind.
Durch diese Sorglosigkeit qualifizieren sich die Storys nicht für
den Olymp der Horror- oder SF-Literatur, doch ich fand es reizvoll,
zumindest eine davon trotz ihrer Schwächen in deutscher Sprache zu
konservieren.
Denn
es geht um ein erstaunlich modernes Thema – eine Drohne. Doch diese
Drohne kommt nicht aus der Luft, sondern die Straße entlang – es
ist eine menschenähnliche Drohne auf zwei Beinen...
Chadwick
schrieb seine vierzig Wade-Hammond-Abenteuer zwischen 1931 und 36 für
das Magazin Ten Detective Aces ( das verwirrenderweise vor 1933
anders hieß, nämlich Detective Dragnet). Dies hier ist die siebente
Geschichte.
Paul
Chadwick: Die Mordmaschine
I
Die
Klingel über der Flurtür schreckte Wade Hammond mit gerunzelter
Stirn aus seinem Sessel hoch. Jede Bewegung seines hageren,
tigerhaften Körpers drückte Verärgerung aus. Er flippte seine
Zigarette genervt ins offene Kaminfeuer und schmetterte sein Buch auf
den Tisch. Er hasste es, mitten in einer guten Story gestört zu
werden. Selbst wenn es Freunde waren, die störten.
Doch
der Mann im Türrahmen war kein Freund. Wade hatte ihn noch nie zuvor
gesehen.
Er
war bucklig, nicht größer als Eins fünfzig. Schlanke, drahtige
Figur. Sein Kopf war schief geneigt – in die Richtung seines
goldgriffigen Gehstocks. Eine riesige Zigarre klemmte zwischen seinen
Lippen.
„Hallihallo“,
grüßte Wade, bemüht, seine Stimme herzlich klingen zu lassen.
Der
Bucklige zog eine Visitenkarte mit schmutziggelben Ecken hervor und
überreichte sie Wade mit einer triumphalen Geste. Dort prangten die
eingravierten Worte:
Dr.
Adolph Blatten
Radio-Techniker
& Beratender Ingenieur
Wade
musterte die Zeilen interessiert. Die Augen des Buckligen starrten
ihn an, als er aufblickte. Der Mann nahm die Zigarre aus dem Mund.
„Sie
kennen mich nicht“, sagte er, „aber ich habe von Ihnen gehört,
Hammond. Ihr Name war in der Presse im Zusammenhang mit eins, zwei
Mordfällen. Man sagt, Sie wären sowas wie ein Amateurschnüffler.“
Wade
nickte. „So sagt man.“ stimmte er bei.
„Wenn
Sie ein paar Minuten für mich hätten – ich würde Sie gern
sprechen.“
Wade
nickte erneut, und diesmal trat er von seiner Türschwelle zurück.
Der
Bucklige kam herein, seine Hände reibend und sich höflich
verbeugend. Er begann umstandslos, seinen Überzieher aufzuknöpfen.
Der Märzwind warf sich gegen die Außenwand des Appartment-Hauses,
rüttelte an den Fenstern und heulte durch die Eisenzäune in den
Gassen. Wade schauderte.
„Es
ist kalt draußen“, sagte er. „Besser, Sie setzen sich nahe ans
Feuer. Es plaudert sich leichter, wenns kuschlig ist.“ Er deutete
auf einen tiefen Sessel. Doch der Bucklige stolzierte zu einer Couch
am andern Ende des Raums.
„Das
hier ist bequemer für mich, wenn es Ihnen nichts ausmacht“,
entschuldigte er sich.
Er
zündete ein Streichholz an und paffte einige Momente lang vor sich
hin. Die Zigarre war so groß, daß sie den winzigen Kopf und den
deformierten Körper aus der Balance zu bringen schien. Hinter ihm an
der Wand zeichneten
die Flammen schaurig verzerrte Schatten seines Buckels.
Die
Atmosphäre im Raum wirkte plötzlich seltsam angespannt. Wade fragte
sich, was der Mann wollte, und warum er unter der ruhigen Oberfläche
so aufgewühlt zu sein schien.
Blatten
drehte ihm schließlich das Gesicht zu. Die Pupillen seiner Augen
hatten sich zu winzigen Stecknadelköpfen verengt. Es lag ein Hauch
von Vibration in seiner Stimme.
„Ich
werde Ihnen eine seltsame Geschichte erzählen, Hammond. Ich bitte
Sie um Hilfe in einem der seltsamsten Fälle, von denen Sie je gehört
haben.“
Wade
nickte. „Schießen Sie los“ sagte er und zündete sich
seinerseits eine Zigarette an.
„Doch
zunächst“ fuhr Blatten fort, „muss ich Sie bitten, alles, was
ich sage, für sich zu behalten. Wenn die Presse Wind davon bekommt,
bin ich beruflich erledigt. Sie würden mich als wahnsinnig
brandmarken – oder als Schwindler. Das ist auch der Grund, warum
ich zu Ihnen komme und nicht zur Polizei gehe.“
„Bleibt
rundherum Privatsache“ versicherte Wade. „Vertrauen Sie mir.
Alles, was Sie sagen, wird wohlbehütet unter dieser Mütze
verstaut.“
Blatten
nickte zufrieden und legte los.
„Haben
Sie jemals von drahtloser Fernsteuerung gehört? Sie wissen, heute
kann man ganze Schlachtschiffe fernsteuern, Flugzeuge sind
fernlenkbar mit Hilfe gyroskopischer Leitung - sowohl vom Boden als
auch von einem andern Flugzeug aus.“
„Jaja“,
bestätigte Wade. „Das ist Schlagzeilenfutter in letzter Zeit“.
„Was
würden Sie sagen, wenn ich Ihnen mitteilen würde, dass ich einen
künstlichen Menschen konstruiert habe, der alles vermag, außer
reden und denken, und dessen Bewegungen per Fernsteuerung gelenkt
werden können?“
Wade
hob die Augenbrauen.
„Würde
den Burschen gern mal sehen. Wäre sowas wie eine technische
Kuriosität.“
Blattens
Stimme erhob sich nun aufgeregt. „Natürlich würden Sie den gern
sehen. Aber genau da liegt das Problem. Sie werden ihn nicht sehen,
und ich auch nicht! Es sei denn, Sie helfen mir! Das Ding ist mir
gestohlen worden – gestohlen genau in dem Augenblick, als ich das
Patent einreichen und die Erfindung der Öffentlichkeit bekannt
machen wollte! Irgendwer hat mich ausspioniert, Hammond. Irgendjemand
ist dabei, mein Werk zu diskreditieren... oder Schlimmeres. Offen
gestanden, ich befürchte Entsetzliches, jetzt, wo das Ding in die
Hände meiner Feinde gefallen ist!“
„Ihrer
Feinde?“
Batten
zuckte ungeduldig mit den Achseln. „Natürlich! Jeder Mann hat
Feinde, Leute, die ihn nicht ausstehen können und ihm schaden
wollen, wo sie nur können. Wenn meine Erfindung nicht mit dieser
Absicht gestohlen wurde, dann war der Dieb vermutlich vom Wert des
hochkomplizierten Mechanismus überzeugt. Doch ich befürchte etwas
viel grauenhafteres, Hammond, etwas Entsetzliches...“
Blatten
unterbrach seinen Redeschwall und starrte Wade mit schmalen
Augenlidern an.
„Und
zwar?“ fragte Wade sanft.
„Mord!“
Blatten stieß das Wort fast wie eine Herausforderung hervor, seine
Stimme schrill vor Furcht. „Das ist es, was mich verfolgt. Außer
dem Fehlen von Sprache und Denken hat dieser mechanische Roboter
wenige Beschränkungen. Er könnte als Killermasche missbraucht
werden. Denken Sie nur einen Moment über diese gruselige Möglichkeit
nach, Hammond! Sich vorzustellen, welchen teuflischen Gebrauch
irgendeine skrupellose Person von dem Ding machen könnte!“
Blatten
erhob sich und ging im Raum aufgeregt auf und ab. Sein grotesker
Schatten folgte ihm an der Wand.
Wade
fragte: „Wann genau ist das passiert? Und wo war Ihre Erfindung,
als sie gestohlen wurde?“
„Ich
habe den Diebstahl etwa gegen sieben Uhr heute Abend bemerkt“,
antwortete Blatten. „Ich hatte das Ding in meiner Werkstatt unter
Schloss und Riegel gehalten. Jemand hat ein Seitenfenster
aufgebrochen. Ich fand draußen eine Trittleiter. Die mechanische
Kreatur und der Fernsteuer-Apparat waren beide verschwunden.“
Wade
nickte. Auch er stand auf. Sein braungebranntes, schmales Gesicht mit
den hohen Wangenknochen und dem bleistiftdünnen Schnurrbart war nun
ausdruckslos. Er klopfte mit seiner Zigarette auf dem Daumennagel
herum und platzierte sie dann zwischen seinen Lippen.
„Mal
angenommen, ich beschließe, Ihnen zu helfen“, fragte er, „was
für eine Vorgehensweise würden Sie mir nahelegen?“
„Sie
sind der Spezialist in Sachen Detektivarbeit!“ fauchte Blatten.
„Nicht ich. Kommen Sie mit zur Werkstatt. Ich werde Ihnen ein paar
Fotografien von dem Ding zeigen. Sie könnten einen Blick auf das
aufgebrochene Fenster werfen. Vielleicht finden Sie einen Hinweis –
oder zwei.“
„O.K.“,
brummte Wade. Er ging in den Nachbarraum und holte Hut und Mantel.
Dann nahm er ein abgenutztes Lederholster vom Haken an der Wand. In
ihm befand sich ein stahlblauer achtundreißiger Colt, eine Waffe,
die ihn schon bei so manchem Abenteuer begleitet hatte.
Das
mochte nicht viel nützen beim Umgang mit einem mechanischen
Angreifer, doch er steckte sie trotzdem ein, hauptsächlich aus Macht
der Gewohnheit. Er gab seinem Hut einen Schubs zu einer Seite hin und
wandte sich dann um zu Blatten, der ihm kaum bis zur Schulter
reichte.
„Na
dann! Auf geht’s! Mein Wagen steht in der Garage – gleich um die
Ecke.“
„Den
brauchen Sie nicht rausholen“, enwiderte Blatten. „Meiner steht
direkt vor der Tür.“
II
Heftige
Regenschauer schlugen gegen die Scheibe, als sie in die Straße
einbogen, in der Blatten seine Werkstatt hatte. Schmuddlige Fabriken
und finstere Läden ragten allerorten aus dem Dunkel. Keine
erfreuliche Wohngegend.
Blatten
stoppte seinen Wagen vor einem Grundstück mit einem hohen
Bretterzaun. Sie liefen durch die Pforte und traten bald in einen
einstöckigen Wellblechschuppen. Der Bucklige knipste einen Schalter
an, und der Raum wurde durchflutet vom violettem Licht einer
Quecksilberdampf-Lampe über ihren Köpfen.
Wade
starrte interessiert auf den komplexen Wirrwarr elektrischer
Apparaturen rings um ihn. Er sah eine Metalldrehbank, eine kleine
Pressmaschine, einen elektrischen Brennofen und dutzende
Radio-Einzelteile.
Blatten
bahnte sich einen Weg zu einer kleinen Vitrine. Dort öffnete er eine
Schublade und zog verschiedene Fotografien heraus.
„Und
hier ist der gute Junge höchstselbst!“ rief er, nicht ohne Stolz
in der Stimme.
Ein
Frösteln kroch Wades Rückgrat hoch, als er die groteske
elektromechanische Gestalt erblickte, die ihn aus den Bildern
anstarrte. Die biegsame Metallhülle hatte Blatten mit ganz normaler
Kleidung bedeckt. Die Klamotten hingen schlaff herunter, fast so, wie
sie an einem Skelett hängen würden. Das Ding hatte einen leeren,
starrenden Blick und eine hohe, kantige Stirn, die seltsam
totenschädelhaft wirkte. Seine Hände waren offensichtlich mit
Gummihandschuhen überzogen. Sie sahen verstörend menschlich aus.
„Er
gewinnt nie einen Preis beim Beauty-Contest,“ kommentierte Wade.
„Wahrscheinlich
nicht“, räumte Blatten ein. „Aber Sie sollten sehen, was er
drauf hat! In jedem Schenkel befindet sich eine spezielle elektrische
Batterie. Sie betreiben den Elektromotor im Körperinneren –
übrigens verfügt er über mehrere PS. Der Motor versorgt den Körper
mit Energie durch ein Kabelsystem, das ich selbst erfunden habe. Die
große Flexiblität erlaubt dem Geschöpf, jede natürliche Haltung
einzunehmen, die auch ein Mensch einnehmen kann.
Es
gibt ein kleines Gyroskop in seinem Kopf – das ist das
Kontrollzentrum und entspricht etwa der Funktion der menschlichen
Cochleae – also des Gleichgewichtsorgans. Dieses Gyroskop operiert
auf der Basis von Radioimpulsen und ist direkt mit dem
Koordinationssystem des Motors verbunden. Es kontrolliert so jede
einzelne Bewegung, die die Kreatur macht.“
Blattens
Gesicht glühte voller Enthusiasmus. Er reichte Wade eine der
Fotografien. „Vielleicht behalten Sie die besser“. Dann verengten
sich seine Augen, und er wies zur anderen Seite des Raums.
„Da
ist das Fenster, durch das der Dieb kam. Ich habe alles so gelassen,
wie ich es vorgefunden habe.“
Wade
spazierte hinüber zum Fenster. Er sah, dass der Verschluss
aufgebrochen war. Es gab Markierungen an der Stelle des
Schieberahmens, an der das Brecheisen angesetzt wurde. Er schob den
Rahmen hoch und lehnte sich hinaus, richtete seine Taschenlampe auf
den Boden. Die schotterbestreute Erde war aufgewühlt, doch die
Abdrücke von Fußspuren waren zu undeutlich - selbst ein
Spurenexperte hätte da nicht mehr viel rausholen können.
„Wo
haben Sie das Ding aufbewahrt?“
Blatten
deutete auf eine längliche Kiste in der Nähe des Fensters. Wade
erschrak heftig, als er bemerkte, dass sie exakt so aussah wie ein
Sarg. Der Deckel war geöffnet, und das Innere mit Filz
ausgeschlagen. Er examinierte die lackierte Oberfläche und bemerkte
in geringer Entfernung einen öligen Fleck auf dem Boden.
Keine
Fingerabdrücke. Der Dieb hatte sich alle Mühe gegeben, sie
sorgfältig abzuwischen.
Blatten
runzelte die Stirn und kaute auf seinem Zigarrenstummel herum. „Wir
müssen was unternehmen, Hammond“, ächzte er. „Versetzen Sie
sich in meine Lage! Denken Sie an das Geld und die Zeit, die ich in
dieses Ding investiert habe. Stellen Sie sich meine Enttäuschung
vor, meine Sorgen... Diese Sache kostet mich zehn Jahre meines
Lebens!“
Wade
nickte mitfühlend. „Ich weiß bloß nicht, wo ich anfangen soll,
um es wieder aufzutreiben“, gab er zu. „Eigentlich könnte die
Polizei Ihnen hier besser weiterhelfen. Es wäre...“
Er
unterbrach sich plötzlich und neigte sich vor. Im Rahmen des
Fensters, durch das man den mechanischen Mann gezerrt hatte, bemerkte
er etwas, das ihm zuvor nicht aufgefallen war.
Eine
Schraube hatte sich gelockert, der Kopf stand etwa drei Millimeter
über dem Holz. An ihr hatte sich ein kleiner Fussel braunen Fadens
verfangen. Offensichtlich war er von einem Mantel abgerissen worden.
Wade
zupfte ihn mit Daumen in Zeigefinger ab.
„Was
ist hiermit?“ frage er. „Stammt das von den Klamotten des
Roboters, oder könnte es sein, dass der Dieb es hinterlassen hat?“
Blatten
starrte erregt auf den Faden. „Das muß vom Dieb stammen!“
kreischte er. „Mein Automat war in Grau gekleidet. Wir müssen den
Mann finden, der diesen brauen Mantel trägt, Hammond! Ich würde Sie
sogar die Polizei holen lassen, wenn Sie sie dazu bringen könnten,
den Mund zu halten!“
„Wir
werden sie holen müssen,
fürchte ich, Blatten. Um ganz ehrlich zu sein: Das ist hier ist die
sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Uns bleibt nicht
viel mehr, als zu warten und die Augen offenzuhalten. Seien Sie
wachsam! Versuchen Sie, unauffällig mit jeder Person zu sprechen,
die Sie verdächtigen. Und wenn Sie auch nur den leisesten Verdacht
haben – lassen Sie's mich wissen. Ich helfe, wo ich kann – aber
ich das hier ist eine Sackgasse. Ein Detektiv ist kein Magier, egal
ob Profi oder Amateur. Ich schlage vor, Sie kommen morgen bei mir
vorbei, nachdem Sie mit jedem gesprochen haben, der für Sie in Frage
kommt. Vielleicht haben Sie einen Arbeiter auf Abwegen. Ein Typ, dem
klar ist, was Sie hier bauen.“
Blatten
nickte missgelaunt. „Wie schon gesagt, es ist nicht so sehr der
Verlust, der mir zu schaffen macht. Es sind die möglichen
Konsequenzen. Ich werde keine ruhige Minute haben, bevor wir das Ding
zurückbekommen. Kommen Sie, ich fahre Sie zurück.“
„Nicht
nötig“ brummte Wade. „Ich laufe. Der Regen hat nachgelassen. Ein
kleiner Spaziergang wird mir guttun.“
III
Wade
hatte ein anderes Motiv. Er ging nicht direkt zurück zu seinem
Apartment. Stattdessen lenkte er seine Schritte zur Stadtbibliothek
und verbrachte eine Stunde in der Wissenschaftsabteilung. Er vergrub
sich in Literatur zum Thema Fernsteuerung. Ihm war der Gedanke
gekommen, bei Blatten könnte einfach eine Schraube locker sein. Er
könnte aus irgendwelchen Gründen die ganze Zeit Mist erzählt
haben.
Doch
das Fachbuch, das er durchstöberte, eins der aktuellsten zum Thema,
bestätigte, was der Bucklige behauptete. Es gab keinen Grund,
weshalb ein Erfinder mit ausreichendem Hintergrundwissen und Geschick
keinen mechanischen Menschen konstruieren sollte, wie Blatten ihn auf
den Bildern gezeigt hatte. Doch er blieb skeptisch, was das
Bedrohungspotienzial in der Öffentlichkeit anging. Plausibler war,
dass Blatten über dem kostbaren Verlust hysterisch geworden war und
seiner Phantasie nun freien Lauf ließ.
Die
weitere Entwicklung dieser seltsamen Affäre sollte ihn jedoch brutal
eines Besseren belehren.
Als
Wade sein gemütliches Junggesellenquartier aufschloss, hörte er das
scharfe Klingeln seines Telefons, und ein Gefühl düsterer Vorahnung
überwältigte ihn. Ein bisschen spät für freundschaftliche
Privatgespräche.
Er
schritt schnell zu seinem im eleganten französischen Stil
entworfenen Gerät und nahm den Hörer ab.
„Hammond
hier.“
Die
krächzende Stimme am andern Ende war Wade vertraut – es war die
von Inspektor Thompson vom Morddezernat. Der alte Haudegen hatte Wade
schon bei vielen Fällen zu Rate gezogen.
„Hallo,
Hammond. Ich hole Sie doch nicht aus dem Bett, oder?“
„Nein,
bin grad rein nach einem Spaziergang. Was ist los?“
„Jede
Menge, Hammond, jede Menge! Wir haben hier eine mächtig seltsame
Sorte Mord oben im Bayside Drive. Ein Cop von der Streife hat grade
die Details durchgegeben. Strickland, schwerreicher Typ, und einer
der Chefs von Strickland & Barnes, Inc., ist in seinem Haus
umgebracht worden.
Der
Butler ist total außer Rand und Band. Nachdem in den Salon geeilt
ist, sagt er, hat er eine Art „Wilden Mann“ gesehen, der durch
das Fenster flüchtete. Klingt ziemlich nach 'nem Kindermärchen für
mich, aber was soll ich sagen - der Mord ist real genug. Drüben ist
die Hölle los! Wollen Sie sichs mal anschaun? Die Nummer ist 597.“
„Darauf
können Sie wetten, Chief. Ich hab Hut und Mantel noch an. Ich werd
meine Reifen qualmen lassen. Wahrscheinlich bin ich noch vor Ihnen
da.“
In
dieser Hinsicht lag er falsch. Er hörte die heulenden Sirenen des
Polizeiwagens vor ihm, als er in den Bayside Drive einbog. Er trat
das Gaspedal durch und langte nur eine Minute nach Thompson an, der
bereits die Treppenstufen von Nr. 597 erklomm.
Es
war ein altmodisches Reihenhaus nahe der Straße, ausgestattet mit
Blumengarten und großem Vorplatz.
Der
Cop, der telefoniert hatte, stand im Flur, umringt von diversen
Nachbarn des Ermordeten, die den Eingang verstopften. Verängstigt
dreinschauende Bedienstete lungerten ratlos herum. Thompson wischte
sich nervös über seine Glatze und nickte zu Wade herüber. Er
zeigte auf die geschlossene Tür zum Salon.
„Gerade
richtig, Hammond. Die Leiche ist da drin. Sie sagen, das Fenster ist
völlig zerstört.“
Ein
Schwall eiskalter Nachtluft empfing sie, als den Salon betraten. Der
Schieberahmen des Fensters zum Garten war nach innen aufgebrochen und
die Scheiben komplett zertrümmert. Auf dem Teppich breiteten sich
unzählige Scherben aus.
In
der Mitte des Raumes, neben einem umgeworfenen Tisch, lag die Leiche
eines Mannes, etwa fünfzig Jahre alt, gut gekleidet und athletisch
gebaut. Der Kopf war grotesk zur Seite gedreht.
„Das
ist Strickland“ sagte der Inspektor. „War offensichtlich in einen
Kampf verwickelt. Sieht aus, als wär sein Genick gebrochen. Der Typ,
der hier reinkam und ihn angriff, muss ein ziemlich kräftiger Teufel
gewesen sein. War auf jeden Fall völlig wahnsinnig oder sehr
betrunken, um ein Fenster so zerstören zu können.“
Thompson
sprach ohne Emotionen. Mord war sein Tagesgeschäft. Doch Wades
Gesicht war angespannt. Auch er hatte schon etliche Mordschauplätze
betreten. Die meisten passten zu einem bestimmten Muster. Doch schon
ein flüchtiger Blick enthüllte Details, die auch einem weniger
erfahrenen Detektiv sofort klargemacht hätten, dass hier etwas nicht
stimmte. Warum war der Mörder eingedrungen wie ein Elefant im
Porzellanladen?
„Ich
hätte gern den Butler gesprochen, der behauptet, den Täter gesehen
zu haben“, verlangte Wade. „Er sollte in der Lage sein, Licht ins
Dunkel zu bringen.“
„Ich
fürchte nein“, widersprach Thompson. „Sie sagen, der Typ ist
völlig durchgedreht vor Angst. Der Anblick seines Herrn, der von
einem Einbrecher angegriffen wurde, war zu viel für ihn. Sie sagen,
er hatte eine Art Anfall. Er wurde ins Obergeschoss gebracht.“
„Vielleicht
hatte er einen guten Grund für seinen Anfall“ murmelte Wade. „Das
ist kein stinknormaler Raubmord, Chief. Irgendwas ist komisch an der
Sache“.
„Tja,
der Typ, der das hier durchgezogen hat, war vermutlich eine Art
Halbirrer, schätze ich. Und der Butler hielt ihn für einen wilden
Mann oder was auch immer.“
„Lassen
Sie uns trotzdem raufgehen und mit ihm reden. Vielleicht ist er nicht
so plemplem wie Sie glauben.“
Thompson
warf Hammond einen scharfen Blick zu. „Wissen Sie irgendwas über
die Sache, das ich nicht weiß?“
„Noch
nicht. Lassen Sie uns einfach mit dem Butler reden.“
Sie
zwängten sich an einer Gruppe von Thompsons Männern aus dem
Hauptquartier vorbei, die eben hereingeströmt kamen. Hinter ihnen,
in der Vorhalle, versuchte ein Pulk von Zeitungsreportern, sich einen
Weg zum Tatort zu bahnen. Die Cops hielten sie zurück.
„Die
Boulevardblätter werden das herrlich breittreten“, murmelte Wade.
Sie
fanden den Butler in einem Hinterzimmer im ersten Stock. Ein
Küchenmädchen saß bei ihm. Der alte Mann war bleich wie der Tod.
Er warf seinen Kopf von einer Seite zur anderen und brabbelte vor
sich hin.
Als
er Wade und den Inspektor hereinkommen sah, richtete er seine Augen
auf sie und schien seine Sinne wiederzuerlangen.
Wade
ging zu dem Sessel hinüber, in dem der alte Mann benommen saß.
„Erzählen Sie uns, was Sie gesehen haben!“ forderte er ihn auf.
„Die Polizei versucht, den Mann dingfest zu machen, der Ihren Herrn
umgebracht hat.“
Der
Butler krächzte heiser. „Das war kein normaler Mann! Ich habe das
dem Officer unten auch gesagt! Aber er hat mir nicht geglaubt. Die
denken, ich bin verrückt! Alle da unten! Das Ding, das ich da unten
gesehen hab, was eine Art von – Monster. Es ging nicht wie ein
Mensch. Kein Mann bewegt sich so. Und es hatte ein Gesicht wie...wie
ein Totenschädel!“
Das
Küchenmädchen bekreuzigte sich.
Thompson
starrte den greisen Butler mitleidig an. Doch Wade griff in seine
Tasche und und zog das Foto heraus, das Blatten ihm gegeben hatte.
„Reißen
Sie sich zusammen, Mensch!“, rief er. „Ok, die Sache ist ziemlich
rätselhaft. Sagen Sie, hatte dieses Monster oder dieser Wilde oder
wie Sie das Ding nannten, irgendeine Ähnlichkeit mit dem hier?“
Er
schob dem Butler das Bild vor die Nase. Unter dem Bademantel, den er
trug, straffte sich der dürre Körper das Mannes wie eine
Bogensehne. Seine Kinnbacken öffneten und schlossen sich krampfhaft.
Dann fand er seine Stimme wieder.
„Das
ist es!“ schrie er. „Das ist das Ding, das Mr. Strickland
umgebracht hat! Bitte! Lassen Sie es nicht wieder hier rein!“
Wade
wandte sich zu Thompson um. Der Inspektor schnappte nach der
Fotografie in dessen Hand, sein Gesicht war finster.
„Ich
dachte, Sie wüssten nichts über die Sache, Hammond?“
„Bis
eben nicht“ erwiderte Wade kühl, „aber nachdem ich die Story des
Butlers gehört habe, und er das Bild identifiziert hat, sieht die
Sache anders aus. Nun scheint es. als würde die Sache hier perfekt
zu einer Angelegenheit passen, die ich am frühen Abend bearbeitet
habe. Das klingt jetzt ziemlich schräg, Chief, aber dieses Ding, das
Strickland tötete und den Butler fast um den Verstand gebracht hat,
war tatsächlich ein Monster. Ein mechanisches. Es wurde einem
Erfinder namens Blatten gestohlen – etwa gegen Sieben heute abend.
Es kann per Fernsteuerung gelenkt werden. Blatten bat mich um Hilfe,
um es wiederzufinden. Wenn wirs nicht finden, Chief, weiß der
Himmel, was noch alles passiert! Es könnte eine ganze Mordserie
geben, eine Terror-Welle...“
Thompson
fluchte kräftig.
„Das
ist das Verrückteste, das mir je untergekommen ist!“ knirschte er.
Die Presse wird uns auslachen, Hammond, wenn wir mit so einer Story
an die Öffentlichkeit treten!“
„Glaub
ich nicht. Die Reporter, die wir hier haben, sind in Ordnung. Wir
zeigen ihnen das zerstörte Fenster und lassen sie einen Blick auf
die Leiche werfen. Die Leute müssen gewarnt werden! Keiner kann
sagen, wo das Ding als nächstes auftauchen wird. Kommen Sie, gehen
wir mal nachschauen, ob Ihre Männer irgendwelche Fußspuren gefunden
haben.“
Es
gab Fußspuren. Jede Menge davon. Sie kamen von der Straße. Sie
führten zur Straße zurück. Auf dem harten Pflaster etwas Genaues
auszumachen war zwecklos. Das Ding war auf der Hinterseite des Hauses
aufgetaucht, offensichtlich kam es dort von einer der dunkleren
Gemeindestraßen. Vor Wades Augen flammte eine angsteinflößende
Szenerie auf: Ein schreckliches nichtmenschliches Wesen, das durch
die Finsternis kroch... Irgendwo, wusste er, gab es im Hintergrund
ein gerissenes menschliches Hirn, das dieses Wesen kontrollierte -
mit Hilfe mysteriöser Funk-Impulse hatte es das schreckliche Werk in
Gang gesetzt.
IV
Die
Zeitungen brachten die Geschichte in riesigen furchteinflößenden
Schlagzeilen, die alles andere in den frühen Morgenausgaben
verdrängten. Eine der heißesten Storys seit langem. Die Jungs
hatten alles aus der Sache herausgeholt, was herauszuholen war. Die
Großfahndung lief auf Hochtouren. Beamte in Zivil durchkämmten die
Stadt.
Derweil
statteten Inspektor Thompson und Wade Blatten einen Besuch in seiner
Werkstatt ab. Sie fanden ihn blass und zitternd vor. Sorgenringe
hatten sich unter seinen Augen gebildet. Er hielt eine frische
Zeitung in den Händen.
„Hammond!
Es ist passiert! Das, was ich befürchtet habe! Den armen Teufel,
Strickland, hats erwischt. Kann denn die Polizei gar nichts tun?“
„Meine
Männer überwachen jeden Quadratmeter der Stadt!“ sagte Thompson
grimmig. „Der Mörder wird sich nicht ewig verstecken können. Wir
bekommen jede Menge Hinweise, nur ist es in diesem Stadium natürlich
schwierig, die falschen von den wertvollen zu unterscheiden. Bei
einer Horrorstory wie dieser drehen die Leute völlig durch. Sie
verwechseln ihre eigene Großmutter mit der Mordmaschine.“
Der
Inspektor hatte recht. Im weiteren Verlauf des Tages fluteten aus
allen Teilen der Stadt Augenzeugenberichte von Bürgern herein, die
das Monster gesehen hatten. Wenn die Zivilbeamten ihnen nachgingen,
erwiesen sie sich für gewöhnlich als falscher Alarm.
Erst
in der Dämmerung erreichte das Hauptquartier ein Anruf, der die
grimmigen Männer aufscheuchte. Wade war gerade im Büro des
Inspektors. Er sah, wie Thompson den Hörer aufnahm, hörte ihn
einsilbig antworten. Dann wirbelte er in seinem Drehsessel herum.
„Klingt wie ein Volltreffer, Hammond! Das Blatten-Monster wurde
wieder beobachtet. Ein Gärtner auf dem Grundstück des
Caloway-Anwesens am Stadtrand sah etwas aus dem Gebüsch kommen. Er
schnappte sich eine Flinte und verbrachte eine Stunde damit, es zu
jagen. Seine Beschreibungen stimmen mit dem überein, was wir von
Blatten wissen und passen auch zum Foto, das wir haben. Ich schicke
eine Einheit rüber, um die Gegend abzusuchen. Sind Sie dabei?“
„Klar“,
erwiderte Wade. „Aber wir klingeln vorher besser kurz bei Blatten
an.“
„Gute
Idee. Er sollte bei Fuß sein, falls wir sein Püppchen auftreiben.“
Thompson
holte Blatten an die Strippe und wies ihn an, er möge sich mit Wade
und ihm auf dem Caloway-Anwesen treffen.
Es
war fast völlig dunkel, als sie sich auf den Weg in die Vorstadt
machten. Daniel Caloway, Rechtsanwalt und Besitzer des Anwesens, war
ein Invalide und ans Bett gefesselt. Irgendwelche Herz-Probleme.
Bisher wusste er noch nichts von der ganzen Aufregung. Es gab keinen
Grund, ihn zu belästigen und ihn unnötigerweise aufzuregen. Wade
und Thompson bekamen ihn nicht zu Gesicht.
Blattens
Limousine glitt an ihnen vorbei und parkte an einer Ecke des Blocks,
als die beiden auf das Haus zuschritten, um das Personal zu verhören.
Wade wartete, bis der Bucklige zu ihnen aufgeschlossen hatte.
„Bleiben
Sie besser mit uns zusammen, Blatten“, mahnte er, „wenn sich das
Monster hier irgendwo auf dem Grundstück herumtreibt, könnte es
jederzeit über Sie herfallen. Der Mann, der es geklaut hat, weiß
jetzt, dass Sie mit der Polizei zusammenarbeiten.“
Bladden
nickte. Sein Gesicht sah besorgt und abgezehrt aus. „Eine verdammte
Schande!“ keuchte er. „Caloway liegt krank da drin, und diese
ganze Aufregung wird ihn nicht grade gesünder machen.“
„Niemand
wird’s ihm verraten“ beschwichtigte Wade. „Sie haben überall
die Fensterläden dichtgemacht, so dass er unsere Scheinwerfer nicht
sehen kann. Er braucht nichts davon zu wissen, bevor es vorüber
ist.“
In
diesem Moment kam ihnen eine Gestalt entgegengeschlurft – Tony
Cabral, der portugiesische Gärtner. Er hielt eine doppelläufige
Schrotflinte in seinen Händen. Ein gehetzter Ausdruck glomm in
seinen Augen.
„Zeigen
Sie uns, wo Sie das Ding sahen!“, rief Wade. „Dort sollten
Fußspuren zu sehen sein!“
Thompson
dirigierte seine Männer zu verschiedenen strategischen Punkten des
Anwesens. Dann folgten er, Wade und Blatten dem Gärtner. Cadral
führte sie einen Pfad entlang, vorbei ein einer großen offenen
Rasenfläche, hin zu einem Sommerhaus am Rand eines Wäldchens.
„Hier
wars!“ keuchte er. „Ich habe da drüben das Krokusbeet umgegraben
und dabei hochgesehen. Das Ding stand nahe am Waldrand, neben diesen
Büschen da drüben. Ich schwenkte meinen Spaten, und es verschwand.
Ich konnte es laut durchs Unterholz brechen hören.“
Ihre
Augen weiteten sich, als sie in die dunklen Zwischenräume der
laublosen Stämme starrten. Blatten zitterte nervös.
„Wenn
Sie es nochmal sehen“ empfahl er, „feuern Sie auf den Kopf. Das
wird den Gleichgewichtsmechanismus zerstören.“
Sie
bewegten sich langsam auf die Büsche zu. Wade schwenkte seine
elektrische Taschenlampe über die feuchte Erde. Dann sahen sie die
Fußabdrücke, sahen, wie das Ding sich umgewendet hatte. Sie waren
in der Lage, der Fährte aus zertretenen Zweigen für einige Zeit in
den Wald hinein zu folgen. Dann gerieten sie auf felsigen Untergrund
und verloren die Spur. Von hier aus musste der Roboter von Fels zu
Fels gesprungen sein.
Sie
kehrten auf den Waldweg und zum Stadtrand zurück, leuchteten dort in
die Büsche. Über den flachen Rasen hinweg konnten sie das Haus und
die heruntergelassenen Läden an Caloways Fenstern sehen.
Plötzlich
hielt Wade inne. Die anderen bleiben ebenfalls stehen. Ein Ton drang
zu ihnen herüber. Es klang wie ein hoher, gellender
Schreckensschrei.
„Was
ist das?“ fragte Thompson.
Bevor
das Echo seiner Stimme verklang, hörten sie eine Serie von
krachenden Schlägen und das Geräusch von splitterndem Glas.
„Hören
Sie“ zischte Wade. „Da wird ein Fenster eingeschlagen! Die
Mordmaschine ist drüben am Haus!“
Sie
rannten so schnell sie konnten über den Rasen. Cabral, der Gärtner
fummelte an seiner Flinte herum. Sein Gesicht war blass. Blatten
bebte beim Laufen. Wade und Thompson hatten ihre Automatics gezogen.
Als
sie den Pfad erreichten, kam das Haus deutlicher in Sicht. Ein
weiterer grausiger, kehliger Schrei erreichte ihre Ohren. Er wurde
abrupt abgeschnitten; eine tödliche Stille folgte.
Dann
richtete Wade den Strahl seiner Lampe auf die Front des Gebäudes. Er
war noch zu weit entfernt, um sie wirklich effektiv zu erhellen. Doch
er konnte eine seltsame Figur erkennen, die aus einem der Fenster
sprang, dem Fenster, das zu Caloways Zimmer gehörte.
„Es
ist der Automat!“ kreischte Blatten. Er hat Caloway getötet! Ein
weiterer Mord!“
„Schnell!“
rief Wade. „Wir kriegen ihn!“
Sie
sahen, wie sich das Ding für einen Moment umdrehte, unsicher wankte
und dann mit unglaublicher Schnelligkeit die Hausfront entlanglief.
In
diesem Moment kam einer von Thompsons Männern um die Ecke. Er
erblicke das Monster auf dem Pfad und hob seine Schusswaffe. Doch er
war um den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Einer der Arme der
Maschine schnellte vor. Man hörte ein dumpfes „Flop“ , und der
Zivilbeamte überschlug sich wieder und wieder, so als hätte der Arm
eines Stahlkrans ihn getroffen. Wade zuckte zusammen, als er das
grässliche Geräusch hörte, mit dem der entstellte Körper gegen
die Hauswand klatsche.
Die
Maschine rannte weiter und wurde bald vom Dunkel verschluckt. Doch
sie konnten ihrer ungefähren Richtung gut folgen. Ihre Schritte
machten jede Menge Lärm.
„Sie
rennt zur Straße!“, keuchte Wade.
Andere
Detektive kamen ihnen nun entgegengelaufen. Taschenlampen flackerten
in alle Richtungen.
„Da
ist sie!“ rief Thompson.
Für
einen Moment sahen sie einen dunklen Flecken, der sich gegen die
Heckenwand am Ende des Anwesens abhob. Es schien kurz durch die Luft
zu schweben – dann verschwand es.
„Es
ist drübergesprungen!“ schrie Wade.
Sie
erreichten die Heckenwand wenige Sekunden später. Sie war so hoch,
dass sie nicht hinüberblicken konnten und so dick, dass es zwecklos
schien, sich dort ohne Axt oder wenigstens einem Messer
hindurchzwängen zu wollen. Einen Moment lang hörten sie die sich
entfernenden Schritte auf auf dem Straßenpflaster dröhnen.
Wade
rannte parallel zur Ecke in Richtung Toreinfahrt. Die anderen
folgten. Als sie die Straße erreichten, war niemand mehr in Sicht.
Außer Wades Limousine und den andern parkenden Autos samt der
Polizeikavalkade war nichts auszumachen.
„Sie
könnte die Straße überquert und ins offene Feld gelaufen sein“,
schlug Wade vor. „Oder sie hockt in einem der Wagen. Besser, wir
durchsuchen sie alle, oder, was denken Sie, Chief?“
Sie
hetzten die Reihe der parkenden Autos entlang und ließen die
Strahlen ihrer Lampen über sie gleiten. Ohne Erfolg.
„Ihr
sucht hier alles nach Spuren ab“ schnauzte Thompson einige seiner
Leute an. „Ich gehe rein und schaue nach, was mit Caloway passiert
ist.“
Wade
fuhr noch eine Weile fort, die Wagen zu untersuchen. Dann folgte er
Thompson ins Haus. Er fand Blatten auf der Vortreppe sitzend, seinen
Kopf in beide Hände vergraben. Der Erfinder stöhnte und wiegte
geschockt seinen Körper hin und her. Wade versuchte ihn
aufzumuntern.
„Nehmen
Sie's sich nicht so zu Herzen, Blatten. Ist nicht ihre Schuld, dass
der Dieb diese grässlichen Dinge mit dem Automaten anstellt. Wir
werden den Täter schon finden. Er hat sich vermutlich die ganze Zeit
irgendwo in der Nähe versteckt. Von dort aus konnte er das Ding
lenken, als wir aus dem Weg waren. Die Detektive suchen jetzt die
ganze Gegend ab.“
Sie
schauderten, als sie sahen, wie zwei Beamte einen zerschundenen
Körper ins Haus trugen.
„Ist
er tot?“ fragte Wade.
Einer
der Cops nickte. „Das ist Hannigan. Kannte ihn gut. Bevor ich
befördert wurde, haben wir drüben im 9. Bezirk Streife geschoben.“
Caloway
war ebenfalls tot. Gebrochenes Genick. Das Ding musste nach seinem
zweiten Schrei im Bett kurzen Prozess mit ihm gemacht haben.
Thompsons Gesicht war weiß und grimmig, Wades eine starre Maske.
„Wenn
wir nur wüssten, wo die Kontrollstation für dieses Monster
versteckt war!“ fluchte er. „Wie nahe müsste man rankommen,
Blatten?“
„Ungefähr
eine Viertelmeile.“ gab Blatten dumpf zurück. „Er könnte die
Kontrollbox auf dem Rücksitz eines Taxis platziert haben, oder
irgendwo in einem Haus in der Nähe.“
„He,
das ist eine Idee!“ rief Thompson. Er wandte sich an einen der
Cops. „Ihr könnt nichts mehr tun für Hannigan. Durchsucht jedes
Haus in der Nachbarschaft. Bringt in Erfahrung, ob sich hier schon
länger irgendwelche Fremde rumtreiben, oder ob irgendwer einen Groll
gegen Caloway hegte!“
„Ich
schlage vor, wir lassen uns von Blatten die kompletten Skizzen zum
Roboter und zum Kontrollmechanismus geben“, sagte Wade. „Wir
behandeln das vertraulich, Blatten. Es könnte helfen, den Mörder zu
schnappen.“
„O.K.
Im Moment ist mir das Ding ohnehin völlig egal. Genau wie mein
Patent. Kommen Sie mit in meine Werkstatt, und ich gebe Ihnen die
Originalpläne. Wenn Sie sie nicht mehr brauchen, können Sie sie
vernichten, wenn Sie wollen. Wir sollten den Automaten ebenfalls
zerstören, wenn wir ihn erwischen. Ich werde nie über diese Sache
hinwegkommen!“
„Tja,
ihr Jungs aus der Wissenschaft seid anscheinend nicht ganz so schlau,
wie ihr denkt, erwiderte Thompson harsch. „Ihr hört besser auf, an
Sachen herumzudoktern, die ihr nicht im Griff habt.“
„Sie
brauchen es ihm nicht unter die Nase zu reiben, Chief“,
beschwichtigte Wade nüchtern. „Blatten hat alles getan, was in
seiner Macht stand. Er kam sofort zu mir. Ist nicht seine Schuld,
dass das Ding gestohlen wurde.“
Die
ausgesandten Detektive fanden keine Spur der Mordmaschine. Sie gingen
von der Theorie aus, dass sie irgendwo in einem Haus in der
Nachbarschaft versteckt wurde. Thompson schärfte seinen Sergeanten
sein, dass sie die Gegend erst verlassen durften, nachdem sie jeden
Raum jedes einzelnen Gebäudes gründlich durchsucht hätten.
„Und
jetzt lassen Sie uns losziehen und diese Baupläne von Blatten
holen“, drängte Wade. „Vielleicht lässt sich aus ihnen ein
Anhaltspunkt ermitteln, wo sich der Dieb versteckt gehalten haben
könnte, als er die Maschine auf seine Opfer losließ.“
V
Blatten
fuhr sie durch die dunklen Straßen zu seiner Werkstatt. Drinnen
nahmen sie unter dem violetten Licht der Quecksilberdampf-Lampe an
einem Kartentisch Platz. Blatten brachte ein halbes dutzend Skizzen
und Werkzeichnungen. Seine Hände zitterten und sein Gesicht zuckte,
so als befände es sich am Rande eines Nervenzusammenbruchs
angesichts des Grauens, das er verursacht hatte.
„Hier
ist der Entwurf des Kontrollmechanismus“, sagte er. „Kurzwellen
auf einer hohen Frequenz wirken auf einen Detektor im Kopf der
Maschine. Die ausgesendeten Impulse sind vergleichsweise schwach und
kommen aus einem handelsüblichen Funk-Übertragungsgerät, wie es
seit zehn, fünfzehn Jahren auf dem Markt ist. Zwei spezielle Regler
kontrollieren die Stärke und die Frequenz der Wellen und führen den
Automaten.“
Thompson
sah ziemlich überfordert aus während dieses Vortrags, und Wade
wünschte sich, dass er mehr von einem Wissenschaftler in sich hätte.
Doch seine Augen sprühten aufgeregt.
„Da
fällt mir was ein,“ fuhr er plötzlich auf. „Fast hätte ichs
vergessen. Ich habe einen Hinweis sichergestellt.“
Er
holte den Umschlag aus seiner Tasche und zog den kleinen Fussel
heraus.
„Ein
Faden, den ich von einer losen Schraube abgezupft habe – an
Blattons Fensterrahmen. Blatten sagte mir, dass seine... Puppe in
Grau gekleidet war, also dürfte dieses Fadenstück von der Kleidung
des Diebs stammen.“
„Aber
das wissen...“ setzte Blatten an.
Wades
Finger tauchten nochmals in den Umschlag. „Und hier ist ein zweiter
Faden, den ich heute Nacht gefunden habe. Auch braun. Sehen Sie genau
hin. Dasselbe Fabrikat.“
„Wo
haben Sie das her?“ fragte Thomspon.
„Ich
habs erspäht, als ich die Straße nach dem Monster abgesucht habe.
Sie ahnen garantiert nicht, wo.“
„An
der Hecke?“
„Nein“,
knurrte Wade. „Ich zeigs Ihnen, wenn wir zurückgehen. Sie müssen
die genaue Lage sehen, um zu verstehen, welche Bedeutung es hat. Es
wird Sie interessieren. Beide.“
Blatten
zündete sich eine Zigarre an. Seine Augen flackerten. „Je eher Sie
den Dieb finden, desto besser“, murmelte er. Ich kann kein Auge
zutun, solange dieses Ding frei herumläuft, Hammond. Ich bin der
indirekte Schuldige an diesen Morden.“
Wade
griff nach einer Skizze des Roboters auf dem Tisch. Seine Hand
erstarrte mitten in der Bewegung. Seine Augen trafen sich mit denen
von Thompson.
„Hören
Sie das?“ fragte er.
Jetzt
hörten sie es beide. Jemand – oder etwas - kam durch den
Straßeneingang der Werkstatt. Blatten erhob sich.
„Wer
ist da?“ schrie er scharf.
Thompson
und Wade fuhren auf ihren Stühlen herum. Sie hörten, wie Blatten
vor Angst röchelte.
„Hören
Sie!“ keuchte er, “diese Schritte! Das ist kein Mensch! Das ist
meine Maschine! Gott! Der Mörder hat sie auf uns gehetzt!“
Thompson
fluchte grässlich und sprang auf, seinen Stuhl dabei umwerfend.
Er
zog seine Automatic. Auch Wade kam langsam hoch.
Durch
die Schatten der Werkstatt hallten nun Schritte, die näher und näher
kamen. Sie hatten eine gespenstische abgezirkelte Qualität, die Wade
Schauer den Rücken hinunterjagte. Wie ein laufender Toter...
Die
Klinke der Tür, die zum Vorraum führte, drehte sich.
„Es
kommt rein! Es kommt rein!“ schrie Blatten. Seine Blicke funkelten
wild und hell.
In
diesem Moment öffnete sich die Tür. Obwohl er darauf vorbereitet
war, hatte Wade das Gefühl, als würde sein Blut in den Adern
erkalten. Die Mordmaschine stand in einem Pool schwarzer Schatten.
Ihre leeren Augen schienen ihn anzustarren. Sie drücke die Tür mir
einer langsamen, mechanischen Bewegung weiter auf.
Dann
waren ihre Füße wieder in Bewegung, sie bewegte sich vorwärts,
blitzschnell wie das Schicksal selbst. Da war die hohe glatte Stirn,
die totelschädelähnlichen Augenhöhlen, die riesigen,
herabhängenden Hände, die Füße, die über den Boden schlurften
wie die eines Schlafwandlers.
„Schießen
Sie auf den Kopf!“ schrie Blatten, „Das ist die einzige
Möglichkeit! Erwischen Sie den Gyroskop-Kontrollmechanismus! Der
Mörder ist irgendwo da draußen und hat das Ding auf uns gehetzt!“
Der
Bucklige lehnte sich zitternd gegen Tisch, seine Augen weiteten sich,
als die von ihm selbst konstruierte Monstrosität näherkam.
Thompson
hob seine Automatic und und schritt auf das Ding zu. Er galt als
einer der sichersten Schützen der Kripo; seine Kugel fanden fast
immer ihr Ziel. Die scharfe Detonation der Waffe ließ sie alle aus
ihrer Schreckstarre erwachen.
Wade
beobachtete angespannt, wie sich der alte Verbrecherjäger nicht
damit zufrieden gab, aus der Distanz zu feuern, sondern sich der
Maschine Schuss für Schuss mutig näherte. Doch Die Schüsse
prallten ab. Wade sah graue Schlieren auf dem Metall, wo die Kugeln
entlanggeschrammt waren. Das Monstrum kam näher und näher – und
machte nun einen plötzlichen raschen Ausfall nach vorn. Wade schrie
eine Warnung. Thompson sprang zurück, doch nicht, bevor ein
vorschnellender Arm ihn erwischte und ihm die Automatic aus der Hand
schlug. Der Inspektor taumelte und ging zu Boden.
Blatten
hastete davon. Wade sah ihn an der Wand kauern. Jetzt wandte sich der
Automat Wade zu, die Arme ausgestreckt, die selben Arme, die
Strickland und Caloway das Genick gebrochen und Hannigan in den Tod
geschickt hatten.
„Aufpassen!
Vorsicht!“ schrie Blatten. „Laufen Sie, Hammond! Laufen Sie um
ihr Leben!“
Wade
sprang zurück und schob den Tisch zwischen sich und die
Mordmaschine. Vielleicht konnte das die Kreatur für Sekunden
aufhalten... Doch sie ergriff den Tisch mit beiden Händen und warf
ihn zur Seite, als er ein Strohballen.
„Schießen!
Schießen Sie, Hammond“ rief Thompson vom Boden aus.
Ein
finsteres Licht glomm in Wades Augen auf. Das Schießeisen lag in
seiner Hand, doch anstatt auf die Maschine zu feuern, fasste er die
Automatic plötzlich am Lauf und wirbelte herum. Er stürzte direkt
auf Blatten zu.
Thompson
starrte verblüfft. Die Mordmaschine befand sich nur drei Meter
hinter Wade, die Arme ausgestreckt.
Wade
hob seine Automatik und hämmerte plötzlich mit dem Griff auf
Blattens Schultern ein. Er riss an der Kleidung des Mannes und schlug
wieder und wieder mit der Waffe zu. Hammond schien plötzlich
wahnsinnig geworden zu sein.
Doch
jetzt hörte man ein Krachen von leichtem Holz, so als ob eine
Violine unter schweren Schlägen zerbrechen würde, dann das Dröhnen
von Metall auf Metall.
Blatten
versuchte sich wegzuducken, doch Wade packte ihn beim Arm, riss ihn
zurück und fuhr fort, mit der Kanone auf seinen Rücken
einzudreschen. Blatten hatte die Zähne gebleckt und versuchte nun,
Wades Kehle zu packen. Doch Wade wich aus, griff nach seinem Mantel
und riss ihn buchstäblich von seinem Rücken.
Und
jetzt konnte Inspektor Thompson das Ledergeschirr sehen, das dieser
angebliche Bucklige trug, er sah, dass der Buckel überhaupt kein
Buckel war, sondern ein clever abgerundeter Behälter, hergestellt
aus Holz und Metall, perfekt designt, um eine Rückgratverkrümmung
vorzutäuschen. Ein Behälter, der ein kleines, aber mächtiges
Funksignal-Set enthielt.
Wade
zog Blatten das Ding vom Rücken, zog zwei verborgene Regler aus
seiner Tasche und stieß dann den Erfinder zu Boden.
Die
Mordmaschine war plötzlich in ihren Bewegungen erstarrt. Sie stand
unsicher schwankend da, die Hände an den Seiten herabhängend. Man
konnte nur das leise Surren ihres Mechanismus hören. Dann wurde es
still. Das Ding fiel langsam in sich zusammen und lag wie tot da, das
trügerische Abbild eines reg- und harmlosen Mannes.
„Da
haben Sie Ihren Mörder!“ sagte Wade und deutete mit seiner Waffe
auf Blatten, der nun wirklich ganz unverstellt ängstlich in der Ecke
kauerte. „Das ist der Mann, der sich selbst als Krüppel ausgab, um
die ganze Zeit das Funksignal-Set auf dem Rücken zu tragen, so dass
er unerkannt eine Reihe schrecklicher Morde begehen konnte. Ich hatte
von Anfang an das Gefühl, dass irgendwas faul an der Sache war, doch
ich war nicht sicher, bevor die Mordmaschine über die Hecke
flüchtete - und ich den zweiten braunen Faden fand – an der Tür
seiner Limousine!
„Hätten
Sie sich den Rücksitz seines Wagens genauer angesehen, hätten Sie
festgestellt, dass er sonderbar konstruiert war – Die Lehne
ungewöhnlich hoch der Raum unter dem Sitz sonderbar ausgehöhlt.
Dort hat er das Ding versteckt. Dort sandte er es hin, nachdem er es
über die Hecke springen ließ. Als ich die Kreatur zum ersten Mal
aus der Nähe sah, war mir klar, dass er gelogen hatte. Sie war nicht
so angezogen, wie er sagte – sie trug braun, nicht grau.
Er
log auch, was die Verletzlichkeit des Maschinenkopfes anging. Ich
wette, wir werden dort verstärkte Stahlplatten finden. Mit normalen
Kugeln wäre das Monster nie zu stoppen gewesen. Er wollte, dass wir
unsere Munition dort verschwendeten und so dem Ding die Chance gaben,
uns zu töten – nachdem ihm dämmerte, dass ich ihm auf der Spur
war.“
„Aber
was war sein Motiv? Warum die Morde?“ krächzte Thompson heiser.
„Dieser
große Patent-Prozess vor ein paar Jahren“, antwortete Wade.
„Stricklands Firma gewann ihn gegen einen Typen namens Bloch.
Caloway war Stricklands Anwalt, erinnern Sie sich? Bloch muss seinen
Namen in Blatten geändert haben, und nachdem er seinen
Kontrollmechanismus für den Rücken verfeinert hatte, schmiedete er
einen grausigen Racheplan – mit der Maschine. Ich war sein
Sahnehäubchen – sein absolut wasserdichtes Alibi – doch damit
übertrieb er seine Perfektion.“
Er
wandte sich zum Erfinder um. „Sie haben gute Chancen, Elektrizität
ganz aus der Nähe zu erforschen, Blatten – wenn die Regierung sie
durch Ihren Stuhl jagt!“
Paul
Chadwick: The Murder Monster
Erstdruck:
Detective Dragnet May 1932
Übersetzung:
Matthias Käther © 2019/20
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